Sonntag, 23. Juli 2017

Wahlprogramm 9.2

9.2 Die deutsche Sprache als Zentrum unserer Identität


Die Nationalsprache ist das Herz einer Kulturnation. Als zentrales Element deutscher Identität will die AfD die deutsche Sprache als Staatssprache im Grundgesetz festschreiben. An deutschen Schulen darf es kein Zurückweichen des Deutschen vor Einwanderersprachen geben.

Auf EU-Ebene wollen wir dafür sorgen, dass das Deutsche dem Englischen und Französischen auch in der alltäglichen Praxis gleichgestellt wird, solange die EU noch besteht.

Die AfD sieht mit Sorge, wie die deutsche Sprache in Wissenschaft und Wirtschaft zunehmend durch das Englische ersetzt wird und will dem mit gezielten Fördermaßnahmen entgegenwirken.

„Politisch korrekte“ Sprachvorgaben lehnen wir entschieden ab, weil sie einer natürlichen Sprachentwicklung entgegenstehen und die Meinungsfreiheit einengen.



Analyse:


Wer seine Identität an einer Sprache aufhängt, hat nicht begriffen, dass er/sie das Produkt von Bazillionen zufälliger Entscheidungen natürlicher Ereignisse ist, und er/sie jetzt ebenso eine Mikrobe, ein Elefant oder ein Aborigine sein könnte. Nicht die Sprache, sondern die Persönlichkeit eines Individuums bestimmt seine Identität. Denken kann man in jeder Sprache der Welt, sinnvolle Gedankengänge können aber - unabhängig von Lokalität und Sprache - immer nur in einem denkfähigen Gehirn gedacht werden.

Ungeachtet der irrigen Annahme, Sprache sei relevant für eine Identität, benötigt man eine Staatssprache eigentlich nur, wenn in einem Staat mit mehreren Ethnien ein Nebeneinander konkurrierender Sprachen existiert, und man eine gemeinsame Amtssprache benötigt, zum Beispiel in Kanada oder der Schweiz. Ansonsten ist die Forderung absurd, in Verfassungen explizit festzulegen, dass die Staatssprache diejenige ist, in der die Verfassung formuliert wurde.

Wer auf der internationalen Ebene agieren möchte, wird mir der deutschen Sprache, die gerade einmal von rund 2 Prozent der Weltbevölkerung gesprochen wird (anhand dieses Artikels berechnet), nicht besonders weit kommen. Sich mit der französischen oder gar englischen Sprache auf eine Stufe stellen zu wollen, grenzt an Größenwahn.

Dass die meisten wissenschaftlichen Werke in englischer Sprache verfasst werde, liegt möglicherweise daran, dass etwa 1,5 Milliarden Menschen englischsprachige Werke lesen können. Darunter sind nicht nur Menschen, deren Muttersprache Englisch ist, sondern auch Wissenschaftler rund um den Globus, die sich der Weltsprache Englisch bedienen. Wenn Chinesen und Japaner keine Probleme mit dem Lesen und Verfassen in englischer Sprache publizierter wissenschaftlicher Werke haben, sollten wir uns eher an internationale Gepflogenheiten anpassen, statt uns aus dem Weltgeschehen auszuklinken, um der guten alten Zeit hinterherzujammern, in der wissenschaftliche Werke noch in lokalen Sprachen veröffentlicht wurden, weil ihr Inhalt außerhalb des eigenen Sprachkreises nicht von Bedeutung war.

Dass der Gebrauch einer gemäßigten, sachlichen Sprache bei der AfD verpönt ist, die Andersdenkende lieber mit rauhen, nichtssagenden Pöbeleien zu diskreditieren versucht, da man ohne Argumente schlecht argumentieren kann, ist hinlänglich bekannt. Merkwürdig, dass man immer wieder hervorzuheben und betonen zu müssen glaubt, was eh bundesweit in aller Munde ist...

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